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Berufsunfähigkeitsversicherung – Kunden sind zu Transparenz verpflichtet!
Wenn ein Verbraucher im Antrag für eine Berufsunfähigkeitsversicherung falsche oder unvollständige Angaben macht, kann der Versicherer vom Vertrag zurücktreten und muss keine Rente zahlen. Dabei kann die Versicherung sogar verlangen, dass der Kunde seine Ärzte im bestimmten Umfang von der Schweigepflicht entbindet. Deshalb ist es ratsam, schon bei Beantragung einer BU-Police einen Versicherungsexperten hinzuzuziehen.
Wie wichtig es ist, bei Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung korrekte Angaben zu machen, zeigt erneut ein Urteil des Bundesgerichtshofes (BGH). Demnach kann ein Versicherer sogar verlangen, dass ein Kunde seine Ärzte von der Schweigepflicht entbindet, bevor er eine BU-Rente erhält. So soll der Versicherer prüfen können, ob der Kunde tatsächlich korrekte Angaben im Antrag machte. Wenn nicht, darf er vom Vertrag zurücktreten und der Versicherte hat keinen Anspruch auf eine Rentenzahlung (Az.: IV ZR 289/14, Urteil vom 22.02.2017).
Mein Tipp:
„Fordere die Patientenakte Ihrer Ärzte und einen Auszug Ihrer Krankenkasse an, wenn Unsicherheit hinsichtlich aufgeschriebener Diagnosen besteht. Aber bedenke auch die Tatsache, dass ein Arzt eine (Verdachts-)Diagnose hinterlegen muss, da sonst bestimmte und auch vom Patienten gewünschte Behandlungen wie auch Medikamente nicht verschrieben werden können. Auch das trägt nicht unwesentlich zum Unwesen bei.
Die Einhaltung der vorvertraglichen Anzeigepflicht (vgl. §19 VVG) ist von ganz herausragender Bedeutung. Bei Versicherungen geht es um Sicherheit und somit die Leistung, wenn Kunden es am nötigsten haben. Deshalb liegt bei der Vermittlung ein Hauptaugenmerk auf die durchgehend korrekt Beantragung des BU-Vertrages.“
Nur zwei Jahre zwischen Antrag/Vertrag und BU-Rente
Im konkreten Rechtsstreit hatte der frühere Leiter einer Bausparkasse 2009 eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) abgeschlossen. Nur zwei Jahre später, im Jahr 2011, beantragte er eine BU-Rente aufgrund psychischer Erkrankungen.
Dieser kurze Zeitraum ließ den Versicherer stutzig werden. Ohne dass ein konkreter Verdacht auf Betrug vorlag, wollte der Versicherer nun prüfen, ob der Mann tatsächlich im Antrag auf Versicherungsschutz korrekte Angaben machte oder Krankheiten verheimlichte.
Um die Krankenakte des früheren Bausparkassen-Direktors aufarbeiten zu können, verlangte der Versicherer, dass der Mann seine Ärzte mit einer Erklärung von der Schweigepflicht entbindet. Weil dieser sich jedoch weiterte, zahlte die Versicherung auch keine Rente aus. Man habe den Leistungsanspruch nicht abschließend prüfen können, so die Begründung.
Daraufhin zog der Mann vor Gericht und wollte die BU-Rente einklagen. Ohne Erfolg. Der Versicherer müsse vorvertragliche Gesundheitsdaten auch dann erheben können, wenn kein konkreter Anfangsverdacht auf eine Obliegenheitsverletzung durch den Versicherungsnehmer vorliege, betonte der Bundesgerichtshof. Zwar dürfen Versicherer nicht unbeschränkt in der Krankengeschichte des Versicherungsnehmers forschen. Aber der Kunde muss auf Verlangen ärztliche Behandlungen und Untersuchungen offenbaren, die in die vorvertragliche Zeit fallen.
Bei Antrag beraten lassen
Ein Versicherungsnehmer ist also verpflichtet, in bestimmtem Umfang seine Krankenakte offenzulegen, wenn er eine BU-Rente beantragt. Sonst muss die Versicherung nicht zahlen. Um Enttäuschungen wie im oben genannten Fall zu vermeiden, empfiehlt es sich, schon bei Beantragung einer Berufsunfähigkeitsversicherung die Hilfe eines Versicherungsfachmanns in Anspruch zu nehmen. Dieser weiß in der Regel, worauf es beim Antrag ankommt.
Berufsunfähigkeitsversicherung für Ärzte und Medizinstudenten
Obiges gilt allgemein. Im Falle von Ärzten und Medizinstudenten gibt es spezielle Fragen, denen in Berufsunfähigkeitsversicherung Arzt nachgegangen wird. Will man als Ärztin/Arzt den Weg etwas abkürzen sollte man auf vereinfachte Gesundheitsfragen bzw. eine weniger umfangreiche Risikoprüfung zurückgreifen. Sowohl Medizinstudenten als auch Ärzte haben hier gute Karten und können sich mit einfacher Gesundheitsprüfung den Zugang sichern. So oder so, ich fast jedem Fall lohnt sich eine Risikovoranfrage, um abzuklären ob und wenn ja, wie relevant die eigene Gesundheitshistorie ist und um der Gefahr einer späteren, folgenschweren Ablehnung zu entgehen.
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Autor: Michael Schreiber
Berater für Ärzte
Berufung für Ärzte seit 2006, Geldanlage, BU, KV für Ärzte, Risikovoranfrage – Check, Insider-Tipps, privilegierter Zugang zu Sonderkonzepten, Berufshaftpflicht.
Meinen Service leiste ich vor in Freiburg und via gut abgestimmter Onlineberatung. Mehr über mich erfahren Sie in der Rubrik über uns.