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Medizin – das Richtige?
Ich betrachte die dunklen Silhouetten des Institutsviertels.
Genau wie ich schieben vor mir drei weitere Gestalten ihr Fahrrad. Hinter mir läuft eine kleine Horde.
Es ist eine dieser Situationen, die man nicht hätte planen können. Nicht so.
Eigentlich habe ich Mühe, meinem überambitionierten Lernplan nicht allzu sehr hinterher zu hinken. Doch ich habe eine Pause gebraucht. Daheim drohte mir die Decke auf den Kopf zu fallen und auch ein Tapetenwechsel in einen der Lesesäle hätte mir zu diesem Zeitpunkt nicht mehr Begeisterung für biochemische Stoffwechselwege gebracht.
Manchmal braucht es einfach eine Hirnpause.
Also wurde der Plan gefasst, zu Freunden ins Studentenwohnheim zu fahren. Nach einer kurzfristigen Planänderung ging es dann doch zu einem anderen Wohnheim.
Mit den Wohnheimen in Freiburg ist das so ein Phänomen. Sie fallen einem erst auf, wenn man weiß, dass sie existieren. Manche sind ganz unscheinbar. Andere dafür umso auffälliger. Die schönsten Wohnheime findet man, meiner Meinung nach, an der Messe, am Campus der Informatischen Fakultät. Vorteilhaft ist hier ebenfalls die Nähe zum Freiburger Universitätsklinikum.
Die teuersten sind die des FIZZ. Schlicht und schön eingerichtet, aber einfach zu wenig fürs Geld.
Die beliebtesten scheinen mir jedoch die in der Stusie zu sein. Hier hat man die optimale Lage zu ganz Freiburg. Außerdem befinden sich der Seepark und somit viele Events und Locations direkt vor der Türe. Am geselligsten ist also die Stusie.
Das Wohnheim, in das es uns nun verschlagen hatte, liegt versteckt neben dem Freiburger Rechenzentrum. Ich habe mich auf dem Weg dahin einige Male verfahren und ausreichend Gelegenheit gehabt, die Universitätsgebäude mal in einem ganz anderen Licht zu sehen.
Während ich nun mein Fahrrad schiebe – wir streben schon den nächsten Ortswechsel an – nehme ich mir einen Moment, um einfach mal meinen Gedanken nachzuhängen. Ein kurzes soziales Pausieren, inmitten von Menschen. Unser Grüppchen hat deutlich Zuwachs bekommen. Wieder betrachte ich die schwach beleuchteten Gebäude der Universität. Physiologisches Institut, Hallo, Biochemie, Bonjour. Ich werde unweigerlich an die Stoffwechselwege erinnert, die daheim auf mich warten.
Plötzlich horche ich auf.
,,Ja also, alle sagen immer Medizin ist so hart, aber in der Klinik haben wir’s doch viel schwerer. Also was da verzapft wird…”
Ich drehe mich neugierig um. Es ist eine Zahnmedizinerin im achten Semester, umringt von Pharmazie-Studentinnen. Ich bin die einzige Medizinerin des Getümmels. Man hat meine Neugierde bemerkt. Die Pharmazeutinnen kichern. Sie wittern eine Auseinandersetzung. Ich verlangsame meinen Schritt und laufe neben ihnen.
Für Auseinandersetzungen bin ich die Falsche. Aber neugierig bin ich trotzdem.
Für den Klinik-Abschnitt des Studiums kann ich sowieso nicht sprechen.
Man merkt der Zahnmedizinerin an, dass sie es satt hat, zu studieren. ,,Ich studiere gefühlt seit Ewigkeiten, ich will jetzt endlich ran.”
Ich denke an meine höhersemestrigen Medizinerfreunde. Wie sie immer wieder überrascht darüber zu sein scheinen, wie schnell die Zeit des Studiums doch verstreicht. Selbst mir geht es nach zwei Jahren Studium so. Ich bin fasziniert von der Zahnmedizinerin.
Wir sind uns einig, dass die Vorklinik für Humanmediziner schon etwas anspruchsvoller ist, als es die Vorklinik für Zahnmediziner ist. Darüber hinaus halte ich mich, wie gesagt, mit einem Urteil zurück.
Die Gesprächsdynamik changiert mehrfach. Immer wieder verschnellern und verlamgsamen Menschen ihr Schritttempo, um sich am Gespräch zu beteiligen, oder doch lieber einem anderen nachzugehen. Man wird uns später noch ansprechen und fragen, was wir denn für eine merkwürdige Erstiversammlung seien. Ich kann verstehen wieso. Aber nein, weit gefehlt.
Ich bin die einzige die in ihrem Studium noch vor dem Stex steht. Alle anderen sind schon weiter.
,,Weißt du, ich denke irgendwann bist du so weit, da kommt für dich nichts anderes mehr in Frage, als das, was du studierst. Du bist da so drin. Du machst es vielleicht schon so lange, dass es zu anstrengend wäre, was neues anzufangen. Du bist so unter deinen Leuten.”, sagt die Zahnmedizinerin.
Ich lenke ein, dass dieses ,,unter seinen Leuten sein”, bzw. in meinem Fall die ,,Medizinerbubble”, sowohl gute als auch schlechte Seiten hat.
,,War das bei dir noch nie so, dass du so viel zu tun hattest, die Anforderungen an dich so hoch waren, dass du bestimmte Menschen einfach von dir fern gehalten hast, egal wie eng du mit ihnen bist? Einfach, weil sie in dem Moment nicht das begreifen konnten, was bei dir gerade los war. Ich meine, wie sollten sie das auch nachempfinden können? Du hast sie zwar gern, aber in solchen Momenten bist du froh für die Bubble. Für Menschen, die sich durch dieselben Herausforderungen beißen, wie du. Ich bin schon häufig auch froh, dass die Bubble existiert. Solange man gelegentlich auch mal wieder aus der Bubble herauskommt.”
Für mich war das Getümmel ein Hinausblicken aus der Bubble.
Noch während ich spreche, ernte ich verständnisvolles Nicken. Man versteht durchaus, was ich meine. Man kann es nachempfinden.
Plötzlich schaltet sich neben mir eine Pharmazeutin ein.
,,Ja aber wisst ihr, zum Thema ,,Zu spät um was Neues zu beginnen”. Das beschäftigt mich schon manchmal. Ich bin bald fertig mit dem Studium und ich weiß noch nicht ganz, ob Apothekerin werden das Richtige für mich ist. Manchmal denke ich mir auch, dass Lehramt nicht unbedingt ein Downgrade sein muss. Manchmal frage ich mich schon, was ich mit meinem Studium mache.”
Ich blicke sie an. Sie ist mir sympathisch. Sie hat stets eine positive Grundeinstellung. Mir war nicht bewusst, wie es ihr mit ihrer Studienwahl geht.
,,Weißt du,”, ich halt den Blickkontakt, ,,Es geht eigentlich nur um eine Sache. Du musst dich mit deiner Entscheidung wohlfühlen. Wenn schon nicht mit dem Studium, dann mit der Aussicht auf das, was danach folgt. Du studierst und arbeitest nämlich nur für dich selbst. Du bist diejenige, die mit den Konsequenzen ihrer Entscheidungen leben muss. Sorg dafür, dass sie sich richtig anfühlen. Wenn du merkst, dass es nicht das richtige ist, dann darfst du das nicht ignorieren. Humanmedizin hat, verglichen mit anderen Studiengängen, relativ wenig Abgänger. Das hat viele Gründe. Ist gerade auch nicht relevant. Aber es gibt dennoch Abgänger. Ich habe eine Freundin, die hat im dritten Semester beschlossen, dass sie auf ihr Gefühl hört. Sie hat den Präpkurs geschoben und sich und sich mit sich selbst auseinandergesetzt. Dann hat sie sich dazu entschlossen, etwas anderes zu studieren. Sie hatte im dritten Semester viel zu bewältigen, auf ganz andere Weise, als wir anderen. Aber ich habe großen Respekt vor ihrer Entscheidung. Ich finde, dass es Mut erfordert, sowas zu hinterfragen. Es erfordert viel Selbstreflexion und auch die Konfrontation mit vielen Selbstzweifeln. Aber ich bin stolz auf sie, dafür, dass sie es getan hat. Ich denke, diese Art der Bemühungen sind letzten Endes eine Investition in dich selbst. So das war meine Redediarrhoe dazu.”
Ich lächle sie an.
Wir sollten die ungewöhnliche Gesprächsdynamik noch einige Zeit fortführen.
Aber im Endeffekt ist das angesprochene Thema ein zentrales.
Wenn jemand Mechatronik studiert und später mürrisch an Geräten herumschraubt, weil es ihm keinen Spaß macht, dann ist es doch schon etwas anderes, als wenn man Medizin studiert, ohne in irgendeiner Form Spaß an ihr zu haben.
Ich sage nicht, dass dieser Spaß bei jedem gleich aussieht. Mit Sicherheit nicht.
Ich kenne jemanden, bei der besteht der Spaß primär an dem Kontakt mit Menschen. Sie ist eine herzliche, warme, empathische Person, die jetzt in der Geburtshilfe angefangen hat.
Der Spaß kann sich aber auch in ganz skurrilen Bereichen und Tätigkeiten verstecken. Ein Freund von mir ist auf dem Weg dahin, das zu werden, was einem ,,Bergdoktor” am nächsten kommt. Wenn er davon erzählt, dann muss ich stets an die Patienten denken, die im Krankenhaus immer die Serie ,,Bergdoktor” geschaut haben.
,,Na, überbrücken Sie die Zeit bis zur Visite mit Fachpersonal der Extraklasse?”, habe ich mal einen älteren Mann gefragt.
Der Spaß an der Medizin kann auch in der Faszination zu bestimmten Fragestellungen oder speziellen Themengebieten liegen.
Wer gar keinen Spaß daran hat, der ist falsch. Ich habe auch eine Kommilitonin, bei der ich mich seit dem ersten Semester frage, wann sie sich wohl endlich für das Jurastudium entscheiden wird und die Medizin ruhen lassen wird.
Nun gut. Vieles erfährt man erst während des Studiums. Manches weiß man schon davor über sich.
Ausreichend Aufklärung von Abiturienten und ein gewisser Austausch zwischen ihnen und Studierenden könnte da Abhilfe schaffen.
Ich habe das nicht zuletzt da gemerkt, als ich einem Oberstufenschüler BWL und Bio-Nachhilfe gegeben habe.
Die Fragen, die er mir stellte, waren nicht uninteressant.
Eine Möglichkeit, genau diesen Austausch zu fördern, könnte dabei diese Veranstaltung sein:
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Hallo [[data:vorname:““],
viele Abiturient:innen wissen bis zu ihrem Abschluss noch nicht, wie es danach weitergeht. Um das zu ändern, brauchen wir deine Hilfe.
Am 25. Juni organisieren wir von e-fellows.net den Studien-Infotag „Startschuss Abi Sommer Online“.
Es gibt Vorträge, persönliche Gespräche und Rat durch Expert:innen – auch von e-fellows.net Stipendiat:innen, die ihre Studiengänge vorstellen und ihre Erfahrungen weitergeben.
Du kannst etwas über dein Studienfach, Praktika und gegebenfalls Auslandsaufenthalte erzählen?
Dann freuen wir uns, wenn du am Samstag den 25. Juni, Zeit und Lust hast, uns gemeinsam mit anderen TeilnehmerInnen bei Startschuss Abi Sommer Online zu unterstützen.
Du solltest für deine Teilnahme ca. 2 Stunden am Vormittag einplanen.
Was erwartet dich genau?
In einem eigenen Frage-&-Antwort-Raum können dir die Schüler:innen online Fragen rund um dein Studium und dein Studienfach stellen. Wir von e-fellows.net erklären dir natürlich vorab genau, wie alles funktioniert und sind jederzeit da, falls du Fragen hast.
Keine Sorge du musst dich vorab nicht auf die Veranstaltung vorbereiten.
Was hast du davon?
Du erhältst von uns ein Zertifikat für deine tatkräftige Unterstützung und das tolle Gefühl Schüler:innen bei der Suche nach ihrem Traumstudium geholfen zu haben.
Wie kann ich dabei sein?
Hier geht’s zum Anmeldungsformular. Wir freuen uns auf deine Anmeldung bis zum 25. Mai.
Die Veranstaltung wir online über Zoom stattfinden. Alle weiteren Infos erhältst du nach deiner Anmeldung per Mail.
Wir freuen uns auf deine Unterstützung.
Autorin:
Audrey
Coucou, mein Name ist Audrey und ich bin eine aufgeweckte Medizinstudentin aus Freiburg!
Derzeit befinde ich mich ich im vierten Fachsemester Humanmedizin der Albert-Ludwigs-Universität. Ich bin unternehmungslustig, neugierig und nehme mich selbst meistens nicht allzu ernst. Hier schreibe ich ehrlich und ungeschönt über das Medizinstudium, das Studentenleben und so manches anderes.
Mach dir doch einfach dein eigenes Bild. Bis dann!
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