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Struktur beim Aufschieben: Wie man es machen könnte
Früher oder später im Leben macht man wohl gewisse Fehler.
Um andere kommt man herum. Entweder aus einer bewussten Entscheidung heraus oder rein zufällig.
Die meisten sind sich allerdings darin einig, dass Fehler insofern akzeptabel sein können, wenn man aus ihnen lernen kann.
Am klügsten wäre es natürlich, wenn man die Fehler gar nicht erst machen müsste. Zumindest nicht selbst. Wenn man das einfach anderen überlassen könnte.
Nur ein Grund, weshalb ich gerne meine Freunde aus höheren Semestern um Rat frage.
Ein bisschen von ihrer Erfahrung profitieren und zumindest ihre Fehler nicht wiederholen.
,,Hast du Ratschläge für jemanden, der sein M1 verschoben hat? Wie hast du es damals gemacht? Welche Sachen würdest du jetzt im Nachhinein anders machen?”. Mit diesen Fragen habe ich mich an eine Freundin gewandt, die ein paar Jahre Studium mehr auf dem Buckel hat.
So lautete ihre Antwort:
,,Also du hast mich ja erlebt während meiner Stex-Vorbereitung.
Ich habe es damals erstmal so gemacht, dass ich mir ein bis zwei Monate wirklich Pause gegönnt habe, in denen ich nichts für die Uni gemacht habe. Gar nichts. Ich habe in den zwei Monaten in einer Grundschule gearbeitet. Das war super schön und entspannend. Also, wirklich, nimm dir diese Zeit für dich. Bis Dezember vielleicht. Einfach nichts tun, einfach verlängerte Sommerferien. Also quasi. Du kannst während der Zeit natürlich arbeiten. Hauptsache du nutzt die zwei Monate einfach um das zu tun, was dir Spaß macht oder, um das zu tun, was dir Geld bringt.
Hauptsache keine Uni.
Und dann, im Dezember habe ich angefangen. Allerdings erst sehr sporadisch. Weil, naja, Weihnachtszeit. Da hat keiner Bock, zu lernen.
So richtig angefangen habe ich dann erst im neuen Jahr, also im Januar.
Mein Stex war in diesem Jahr für den März angesetzt.
Ich würde dir, glaube ich, empfehlen, den 60-Tage-Lernplan zu machen.
Weil du so viel Zeit hast, dass du es auch entspannter halten kannst. Ich habe das Gefühl, wenn du Sachen langsamer lernst, dann bleiben sie auch länger im Kopf. Genauso schnell wie du Sachen lernst, kannst du sie auch wieder vergessen. Und wenn du dir halt 60 Tage Zeit nimmst, um sie zu lernen, habe ich irgendwie das Gefühl, dass es ein bisschen nachhaltiger ist.
Dann habe ich es so gemacht, dass ich mir für jeden Tag einen Plan geschrieben habe. Also, ich habe so ein kleines Kalenderbuch, in das ich mir wirklich jeden Tag meine To-Dos hineinschreibe. Dann habe ich mir jeden einzelnen Tag aufgeschrieben, wann ich aufstehen möchte, wann ich mittagessen möchte etc.
Im Grunde so, dass ich eine Art Stundenplan hatte, den ich mir selber zusammengestellt habe.
Es ist halt wichtig, dass du herausfindest, zu welcher Uhrzeit du am besten lernen kannst.
Bei mir hat sich herausgestellt, dass ich jemand bin, der am besten morgens lernt.
Also, wenn ich direkt um 8 Uhr zu dir in die Bib gesteppt bin, dann war ich irgendwie am fittesten, weil da mein Gehirn noch, naja, fresh war.
Nach dem Mittagessen hingegen war dann irgendwann gar nichts mehr drin.
Ach ja, und du solltest dir auch auf jeden Fall erreichbare Ziele und Pensen setzen.
Also nicht sagen, okay, ich lerne jetzt den ganzen Monat lang von 8 bis 18 Uhr, weil….das geht einfach nicht. Ich habe es eigentlich auch nur immer geschafft, so morgens von 8 bis um 12 Uhr oder 13 Uhr gescheit zu lernen und nach dem Mittagessen war mein Gehirn meist schon durch. Ab einem gewissen Punkt geht dann auch wirklich nichts mehr rein.
Also es ist wirklich besser, weniger und effektiv zu lernen, statt sein Gehirn zu überfordern und den ganzen Tag 10 Stunden zu lernen. Weil, dann am Ende die Hälfte doch nicht hängen bleibt.
So, das sind so meine Tipps.
Und wie gesagt, schreib dir einen Plan, schaff dir Struktur.
Zwing dich dazu, auch wirklich jeden morgen zur gleichen Zeit aufzustehen.
Also, natürlich kannst du dir auch mal einen Ausschlaftag gönnen.
Aber mir hat das immer geholfen, dass ich stets wusste, ‚Okay, morgen um 7 Uhr stehe ich auf, um 8 Uhr bin ich in der Bib, um 12 gehe ich Mittagessen, um 15 Uhr trinke ich einen Kaffee‘. So. Das hilft. Dann kannst du dich am Tag entlang hangeln.
Und genau! *lacht* Du musst dir auch irgendwie kleine Highlights in den Tag einbauen. Also irgendwas, auf das du dich freuen kannst. Zum Beispiel, dass du mit mir um 16 Uhr gehst eine Kaffee trinken gehst! Das hilft auch echt extrem.
Unddddd du darfst dich auch auf keinen Fall verrückt machen, wenn du dir mal einen Tag komplett Pause oder so gönnst.
Ich habe damals immer gemerkt, dass ich nach, keine Ahnung sechs Tagen bibben, auch irgendwann keine Lust mehr habe, mich einen weiteren Tag in die Bib zu hocken. Dann tut es voll gut, wenn man sich mal aktiv einen Tag Pause gönnt. Also, wenn man sich wirklich sagt, ‚Okay, heute mache ich nichts.‘
Das hat den Vorteil, dass man dann zum einen kein so großes schlechtes Gewissen hat, dass man nichts tut, weil man sich ja genau das aktiv vorgenommen hat. Zum anderen habe ich das Gefühl, dass man am darauffolgenden Tag viel produktiver wieder anknüpfen kann. Tja, dann ist man halt wieder frisch in der Birne.
Und mein letzter Tipp ist ganz klar: Lern nicht Zuhause. Lern in der Bib. Die Bib hat mein Leben, mein Stex, gerettet glaube ich *lacht*.“
Ob man das so handhaben will, wie meine Freundin, dass muss jeder Stex-Schieber für sich selbst entscheiden. Ich habe in dem was sie gesagt hat, auf jeden Fall gute Anreize gefunden.
Struktur ist definitiv ein Stichwort.
Die Frage, wie früh man wieder starten sollte, ist auch nicht sonderlich leicht zu beantworten. Nicht zu früh, jedenfalls.
Anfangs ist mir bei der Vorstellung ein bis zwei Monate nichts für die Uni zu machen ,,Gar nichts”, wie meine Freundin sagte, schier die Kinnlade hinunter geklappt.
Aus den letzten Texten geht womöglich hervor, wie schwer es mir gefallen ist, ausreichend Abstand zu all der Lernerei zu gewinnen. Doch, umso mehr Zeit verging, desto mehr Sinn sah ich in den Ratschlägen meiner Freundin.
Es geht darum, die Sache so zu gestalten, wie es für einen selbst optimal passt.
Natürlich erfordert es Struktur und Selbstdisziplin, einhergehend mit genügend Selbstkenntnis, die Zeit optimal zu gestalten.
Wird es leicht? Nein. Lohnt es sich? Ich hoffe doch.
Ich sehe es als Chance.
Ein weiterer Gedanke, den ich mir schon häufiger dazu gemacht habe, ist der, wie jung die meisten von uns noch sind. Ehe man sich versieht ist mehr als die Hälfte des Studiums rum. Dann klatscht man erschrocken die Hand vor den Mund
,,Was achtes Semester? Schon?”
Ich denke, eine Pause bietet auch Gelegenheit dazu, ein wenig das Jung-Sein auszukosten. Sich selbst kennenzulernen. Charakterpflege zu betreiben.
Ich denke, das schafft einen persönlichen Mehrwert, den man nicht in Prüfungspunkten messen kann.
Ich werde noch herausfinden, wie meine Struktur aussieht.
Für mich steht fest, dass sie nicht von einem auf den anderen Tag plötzlich da sein wird. Ich werde sie mir erarbeiten müssen. Feilen. Adaptieren. Mit einem Zeitplan, der am besten genug Luft zum Atmen übrig lässt.
Ich muss mich gelegentlich bemühen, nicht schon frühzeitig Angst wegen meines Wiedereinstiegs zu bekommen.
Eine Sache die ich bereits jetzt festhalten kann:
Klarer Bestandteil meiner (bisher provisorischen) Struktur sind Freunde, Familie und Sport.
Meine Erfahrung zeigt, dass diese Eckpfeiler nicht nur die Psyche, sondern auch jegliche Struktur stärken.
Alles weitere wird wohl folgen.
Autorin:
Audrey
Coucou, mein Name ist Audrey und ich bin eine aufgeweckte Medizinstudentin aus Freiburg!
Derzeit befinde ich mich ich im vierten Fachsemester Humanmedizin der Albert-Ludwigs-Universität. Ich bin unternehmungslustig, neugierig und nehme mich selbst meistens nicht allzu ernst. Hier schreibe ich ehrlich und ungeschönt über das Medizinstudium, das Studentenleben und so manches anderes.
Mach dir doch einfach dein eigenes Bild. Bis dann!
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