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Aufbruchstimmung und Zugehörigkeitsgefühl
Semesterstart. Erstitage. Kneipentouren. Viele Neuankömmlinge in Freiburg.
Neu in der Stadt und/oder an der Universität. Es ist eine ganz besondere Stimmung.
Ich fühle mich mittlerweile uralt. Als ob ich schon ewig studieren würde. Als ob Freiburg für mich immer nur Studentenstadt gewesen wäre. War sie nicht. Wird sie vielleicht auch nicht immer sein. Wer weiß, wohin es einen nach dem Staatsexamen verschlagen wird. Vielleicht ja in eine andere Stadt. Womöglich liebäugle ich ja bereits mit der ein oder anderen Stadt. Wer weiß.
In meinem Freundes- und Bekanntenkreis hat sich eine gewisse Aufbruchsstimmung breit gemacht. Erasmus. Auslandsjahr. Vielleicht ein neues Land, eine neue Stadt, eine neue Universität. Auf ins Ungewohnte.
Es inspiriert mich. Ich denke, dass es sinnvoll ist, auch irgendwann den Aufbruch zu wagen. Ganz heraus aus der Komfortzone. An neuen Herausforderungen wachsen. Im Umkehrschluss habe ich den Eindruck, dass ein ewiges Verweilen in Freiburg mit Stillstand gleichzusetzen wäre. Charakterlich. Als Person kann man in seiner Heimstadt doch auch nur begrenzt wachsen. Gleichzeitig sind sich meine Freunde und ich darin einig, dass mit Freiburg als Studentenstadt die Maßstäbe bereits sehr hoch liegen. Es ist eine schöne Stadt. Vertraut, ohne langweilig zu sein. Hier habe ich meine Freunde und Familie. Hier fühle ich mich sozial richtig aufgehoben. Und doch geht von der Möglichkeit ein gewisser Reiz aus, diesen Komfort hinter sich zu lassen.
Ich schiebe die Überlegungen vorerst auf. Sagen wir, Richtung Physikum.
Einem möglichen Wechsel gehen noch gewisse Herausforderungen an der Albert-Ludwigs-Universität voraus.
Wobei man so etwas auch nicht zu weit aufschieben dürfte, wenn es den ein ernsthafter Gedanke wäre. Stichwort Bürokratie und Fristen. Letztere sind an der Freiburger Universität relativ früh. Zumindest habe ich mir das von einem Medizinstudenten sagen lassen, der nun von Freiburg weg wechselt. Seine Empfehlung: sich erstmal bei den Studenten der jeweiligen Wunschuniversität unter den Studenten des betreffenden Semesters umhören, ob es potenzielle Wechselkandidten gibt. Stichwort ,,Tauschpartner gesucht”.
Von einer ehemaligen Wechslerin habe ich mir jedoch auch sagen lassen, dass es hierbei organisatorisch weniger Aufwand ist, wenn man einen Zweier- statt Dreiertausch anstrebt. Weil da weniger schief gehen kann. Weniger Variablen in der Gleichung. Keep it as simple as possible. Wenn man mit dem Wechselgedanken spielt und gar keinen Anhaltspunkt hat, wie man sich an die Sache heranwagen sollte, dann empfiehlt es sich, mal in der eigenen Semestergruppe zu fragen, ob jemand Leute von der potenziellen Wunschuni kennt. Medizinstudenten sind erstaunlich vernetzt. Kontakte sind schneller vermittelt, als man womöglich annehmen würde.
Eine weitere Stelle, bei der man sich beraten lassen kann, ist wie immer das Stundentenwerk. Einfach und unverbindlich.
Aber wie gesagt, mit Freiburg als Studentenstatdt liegen die Maßstäbe bereits sehr hoch.
Weshalb es hier auch so viele hin verschlägt.
Zurück zu den Ersti-Tagen. Etwas, in dessen Genuss mein (eigentliches) Semester nie so richtig gekommen ist. Aber auch das Jahr nach uns hatte noch deutlich mit Corona zu kämpfen.
Doch wir haben trotzdem einen gewissen Teamgeist innerhalb des Semesters, da bin ich mir sicher. Wir haben es uns nicht nehmen lassen, die berüchtigte Erstihütte nachzuholen. So entstand die Idee einer Physikumshütte. Bereits einige Zeit vor dem Stex wurde das Projekt initiiert. Auch ich meldete mich an.
Ob man da wohl auch ohne Physikum hin kann? Ob das merkwürdig wäre? Ob es da einen signifikanten Unterschied zwischen Schieber und Kliniker geben würde?
Pille palle. Mit Sicherheit nicht.
Das Wochenende auf der Hütte geht jedoch mit einigen persönlichen Erkenntnissen einher.
Erstens: Es schieben noch viel mehr Leute das Physikum, als ich dachte.
Zweitens: Das (mündliche oder schriftliche) Physikum zu wiederholen, weil es dieses Jahr nicht gereicht hat, ist auch ein Thema bei manchen Studenten.
Drittens: Wenn man sich keine mentalen Abgrenzungen schafft, dann ist man seinem vorherigen Semester als Schieber weiterhin genauso zugehörig, wie vor dem Schieben.
Wenn ich in Vorbereitung auf das Frühjahr Physiologie-Vorlesungen besuche, erkenne ich nun einige Gesichter mehr, unter den anderen Studenten. Gesichter, die zu den Studenten des Präpkurses gehören, die ich als Tutorin betreue. Aber eben auch einige Gesichter, die ich nun Schieber-Kompagnanen zuzuordnen weiß.
Wenn man sich nach der Vorlesung im Institutsviertel aufhält, trifft man auf die Kliniker.
,,Komm doch einfach mit in die Vorlesung. Fällt niemanden auf.”, bei dem Vorschlag muss ich unweigerlich lachen.
Der Gedanke hat schon etwas. Einfach Kliniker-Vorlesungen besuchen, ohne Stex gemacht zu haben. Salopp formuliert: ,,Physikum hops genommen.”
Doch schließlich passe ich. Ich weiß meine Zeit doch tatsächlich sinnvoller zu nutzen.
Wobei ich sicher irgendwo Lust hätte, mir die Vorlesungen der Chirurgie anzusehen.
Zum einen aus persönlicher Faszination. Zum anderen, weil ich mir sagen lassen habe, dass der Dozent ,,ein Chirurg wie aus dem Lexikon” sei. Stereotypes, welcome. Das werde ich doch sicher auch mal selber beurteilen können. Früher oder später.
Auch ohne Besuch der Kliniker-Vorlesung ist das Zugehörigkeitsgefühl auf jeden Fall vorhanden.
Also sicher etwas, dass es extrem schwer machen würde, Freiburg den Rücken zuzukehren.
Naja, wie gesagt, zuerst den Kurs auf Zwischenstation Physikum lenken.
Im Frühjahr sollte schon alles gut gehen. Muss, behauptet ein Teil meiner Psyche rigoros.
Autorin:
Audrey
Coucou, mein Name ist Audrey und ich bin eine aufgeweckte Medizinstudentin aus Freiburg!
Derzeit befinde ich mich ich im vierten Fachsemester Humanmedizin der Albert-Ludwigs-Universität. Ich bin unternehmungslustig, neugierig und nehme mich selbst meistens nicht allzu ernst. Hier schreibe ich ehrlich und ungeschönt über das Medizinstudium, das Studentenleben und so manches anderes.
Mach dir doch einfach dein eigenes Bild. Bis dann!
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