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Marburger Bund – ungewollter Akteur im Versicherungsverkauf

Enthüllt: Die Verzahnung von AXA und Marburger Bund – Ein kritischer Blick auf die Versicherungswelt für Ärzte

Einleitung: Eine tiefere Betrachtung der Allianz zwischen AXA und Marburger Bund

Die Allianz zwischen dem Marburger Bund und AXA nimmt eine zentrale Rolle in der Welt der Versicherungen für Ärzte ein – jedoch nicht ohne Kontroversen. Während die Kooperation für viele Ärzte und Ärztinnen vordergründig maßgeschneiderte Lösungen anbietet, verdienen die dahinterliegenden Verstrickungen einen kritischen Blick. Diese Analyse sondiert die komplexen Zusammenhänge und beleuchtet die Vorteile sowie Risiken dieser Allianz.

Verdeckte Interessen und Verflechtungen aufdecken

Wenn es um Ärzte und Medizinstudenten geht, agieren der Marburger Bund, die Deutsche Ärzteversicherung (DÄV) und AXA als Schlüsselfiguren. Regelmäßige gemeinsame Seminare und Beratungsangebote versprechen umfassende Information und Unterstützung. Doch hinter den Kulissen verbergen sich möglicherweise finanzielle Motive, die nicht immer im besten Interesse der Mitglieder liegen. Wie schon im Artikel Medizinstudenten und junge Ärzte bei der Frage warum sie bei Finanzvertrieben so beliebt sind junge Ärztinnen und Ärzte besonders lukrativ für Finanzberater. Diese Zielgruppe wird gezielt adressiert, was potenzielle Interessenkonflikte hervorrufen kann.

Die Rolle des Marburger Bundes und der DÄV: Zwischen Beratung und Beeinflussung

Der Marburger Bund und die DÄV stellen sich als Hauptansprechpartner für Berufsunfähigkeitsversicherungen und andere ärztliche Absicherungen dar. Seminare und Beratungsangebote versprechen eine umfassende Übersicht und wertvolle Unterstützung. Laut dem Blog von MeinSternum.de (https://www.meinsternum.de/post/marburgerbund-finanzberatung) gibt es jedoch einen klar strukturierten Empfehlungsprozess, der nicht unbedingt die besten Konditionen für den Arzt bereithält:

„Es ist nicht zu erwarten und rechtlich nicht nötig, dass ein Berater oder eine Beraterin einem Arzt oder einer Ärztin ein anderes Produkt empfiehlt, als ein solches, das primär vorgegeben ist. Konkret bedeutet es, dass nahezu immer Produkte folgender Versicherer angeboten werden:

  • Berufsunfähigkeitsversicherung: Deutsche Ärzteversicherung
  • Rentenvorsorge: Deutsche Ärzteversicherung
  • PKV: AXA
  • Krankenzusatzversicherung: AXA
  • Haftpflichtversicherung: Deutsche Ärzteversicherung oder AXA-Privathaftpflicht
  • Weitere Sachversicherungen wie Hausrat etc.: AXA
  • Rechtsschutzversicherung: Roland (die Axa ist bei der Roland beteiligt)“

Gerade diese Angebote zeigen, dass die Beratungsstellen tendenziell Produkte gewisser Anbieter bevorzugen, was zu Bedenken führt.

Marburger Bund Berufshaftpflicht – gibt es nicht!

Immer wieder wird uns in Gesprächen mit Medizinstudenten und Ärzten mitgeteilt, man habe (meist im Studium) die Marburger Bund Haftpflicht bzw. Berufshaftpflicht abgeschlossen. In den Artikeln Berufshaftpflicht für Assistenzärzte und Berufshaftpflichtversicherung für Medizinstudenten wird bereit ausgeführt, dass es so etwas wie eine Berufshaftpflichtversicherung vom Marburger Bund nicht gibt.

Im Weiteren wird dir vielleicht klar, dass es den Damen und Herren des Marburger Bundes auch gar nicht so recht ist, dass ihr Name in der Weise genutzt wird. Das wird deutlich in einer Stellungnahme eines Referenten des Marburger Bundes, der betont, dass der WVD des Marburger Bundes eine rechtlich selbstständige Organisation ist. Das ist zwar korrekt, andererseits missverständlich. Man darf nämlich gerne einmal fragen, warum Versicherungsvermittler den Namen des ärztlichen Berufsverbandes mitführen darf und nicht einfach nur WVD (= Wirtschafts- und Versicherungdienst) heißt.

Es liegt zumindest die Vermutung nahe, dass durch den Vertrauensvorschuss über den Verband die Versicherungsvermittlung leichter fällt. Und der Marburger Bund wirbt auch auf seiner eigenen Website für die Berufshaftpflicht, wie der folgende Screenshot sehr gut zeigt.

Es handelt sich aber natürlich nicht um eine Verbands-Berufshaftpflicht, sondern um die Berufshaftpflichtversicherung der Deutschen Ärzteversicherung (DÄV). Diese wird insbesondere für (im Versicherungsjargon so bezeichnete) Jungmediziner – also Ärzte und Medizinstudenten – mit einem Rabatt auf den Beitrag oder im Fall von Medizinstudenten kostenlos angeboten.

Es profitieren natürlich beide Seiten. Der Marburger Bund, weil ein Gimick geboten werden kann, um mehr Mitglieder zu haben. Und die DÄV profitiert vom Namen des Verbandes. Insbesondere unter den Studierenden rekrutiert die Deutsche Ärzte Finanz (DÄF) zudem sehr viele neue Mitglieder für den Marburger Bund. Die durchaus sinnvolle Berufshaftpflicht für Medizinstudenten ist schließlich kostenlos, wenn man gleichzeitig bereits Mitglied im Marburger Bund wird. Die Mitgliedschaft dort kostet ebenfalls zu der Zeit noch keinen Cent.

Marburger Bund Berufshaftpflichtversicherung
Quelle: https://www.marburger-bund.de/bundesverband/service/versicherungen-finanzen/spezialleistungen-fuer-studierende/berufshaftpflicht

Die Partnerschaft zwischen AXA/DÄV und dem Marburger Bund WVD – Besteht ein Interessenkonflikt?

Ein möglicher Interessenkonflikt taucht bei genauer Betrachtung der Partnerschaft zwischen AXA, DÄV und dem Marburger Bund WVD auf. So etwa zeigt die Verbindung, dass Herr Dipl.-Kfm. Armin Ehl, aufgeführt im Impressum des WVD Wirtschafts- und Versicherungsdienst des Marburger Bundes Berlin/Brandenburg GmbH, gleichzeitig auch Geschäftsführer beim Bundesverband des Marburger Bundes ist. Diese Doppelfunktion könnte zu Fragestellungen über Neutralität und Objektivität führen.

Laut Schlemann (https://schlemann.com/aerztefinanzberatung-berufsverband-mehrwert-aerzteversicherung/) ist es nicht ungewöhnlich, dass solche Partnerschaften bestimmte Versicherungsprodukte priorisieren. Dies kann in einigen Fällen den optimalen Versicherungsschutz der Ärzte beeinträchtigen.

Den Wirtschafts- und Versicherungsdienst (WVD) des Marburger Bundes gibt es deutschlandweit gleich mehrfach. Es handelt sich jedesmal um rechtlich selbstständige Unternehmen, die da wären:

  • In Köln sitzt der Wirtschaftsberatungs- und Versicherungsdienst des Marburger Bundes NRW & Rheinland-Pfalz GbR, vertreten durch Angela Herding + Alexander Kättner, https://www.mb-wvd.de/impressum/
  • WVD Wirtschafts- und Versicherungsdienst des Marburger Bundes Bayern GmbH, Bavariaring 42,
    80336 München, https://medizinerversicherung.de/impressum
  • In Frankfurt ist der WVD Wirtschafts- und Versicherungsdienst des Marburger Bundes Hessen GmbH, mit Gesellschaftergeschäftsführin Anette Schweika, ehemals direkt tätig als Versicherungsvertreterin der DÄF – https://www.wvd-hessen.de/impressum
  • Praktischerweise direkt bei der Charité in Berlin sitz der WVD Wirtschafts- und Versicherungsdienst des Marburger Bundes Berlin/Brandenburg GmbH – https://www.wvd-berlin.de/

Angela Herding gehört – wie auch alle anderen Versicherungsvertreter, die im Namen des WVD Marburger Bund unterwegs sind – mit ihrer GbR organisatorisch zum Vertrieb der Deutschen Ärzte Finanz (DÄF). Auf ihrem Xing Profil steht (nicht ohne Stolz) geschrieben „Auf besondere Empfehlung des Marburger Bundes“. Ihr Geschäftspartner war bis 2020 Service Center Leiter bei Deutsche Ärzte Finanz.

Beim WVD in Berlin schätze ich die Offenheit, die sich im Impressum wiederfindet. Denn dort wird kein großes Geheimnis gemacht aus der Verbindung.

„Im Rahmen der Beratungstätigkeit repräsentieren die Vermittler (Händler, Steffen; Aufschlag, René; Habasch, Dieter; Dr. Stier, Ute; Danilenko, Anton; Spiwak, Natalia; Köhnke, Toni) den Wirtschafts- und Versicherungsdienst des Marburger Bundes Berlin/Brandenburg GmbH – WVD und die Deutsche Ärzte Finanz Beratungs- und Vermittlungs-AG“

Impressum des WVD in Berlin – https://www.wvd-berlin.de/impressum.php

Für Kritik sorgt in deren Impressum aber aus unserer Sicht, dass man angeblich aus einer breiten Marktauswahl schöpfen würde. Ja, die Repräsentanten der DÄF und des WVD haben über eine Ventillösung Zugang zu Versicherungen außerhalb des AXA Konzerns. Gleichwohl ist es noch lange nicht so, dass hier zu Gunsten und im Interesse des Kunden darauf zurückgegriffen wird.

Vielmehr ist es so, dass im Bereich der Lebensversicherung – also BU, Rentenversicherung und Risikolebensversicherung – ausschließlich AXA und dabei v.a. die Deutsche Ärzteversicherung angeboten wird. Nochmal: ein Repräsentant der Deutschen Ärzte Finanz darf keine anderen Versicherungen in dem Bereich anbieten.

Im Bereich der Krankenversicherung kann theoretisch etwas anderes als die AXA Krankenversicherung AG angeboten werden. Wird aber kaum getan. Ein Hinweis: könnte an den viel niedrigeren Provisionen liegen. Im Bereich der Sachversicherung musste man sich schon vor vielen Jahren öffnen, weil die Berufshaftpflichtversicherung der Deutschen Ärzteversicherung nach Fusion mit DBV Beständen stark defizitär war. Infolge der Sanierung im Bestand (nennen Versicherungen so) wurde viele Kündigungen und Beitragserhöhungen ausgesprochen, sodass man teils nicht wettbewerbsfähig war. Daher öffnete man sich hier aus eigenem Interesse und auch zum Kundenwohl anderen Versicherungen – v.a. HDI und Alte Leipziger.

Chancen und Risiken einer solchen Zusammenarbeit: Eine kritische Bilanz für Ärzte und Medizinstudenten

Die auf Mediziner zugeschnittenen Berufsunfähigkeitsversicherungen und anderen Finanzprodukte mögen vordergründig attraktiv erscheinen. Die enge Kooperation könnte jedoch dazu führen, dass Versicherer bevorzugt werden, auch wenn sie nicht die besten Konditionen bieten. Daher ist es für Ärzte und Medizinstudenten unerlässlich, beide Seiten der Medaille zu betrachten und eine unabhängige Konsultation in Betracht zu ziehen.

Ein Artikel von MeinSternum.de (https://www.meinsternum.de/post/marburgerbund-finanzberatung) verdeutlicht diesen Punkt, indem auf die impliziten Präferenzen der Versicherungsangebote hingewiesen wird. Diese strukturelle Bindung kann die Entscheidungsfreiheit und -vielfalt der Beratung einschränken.

Die Rolle des Medi Learn Club: Noch eine Perspektive

Der Medi Learn Club ergänzt diese Allianz, indem er Schulungen und Seminare speziell für Mediziner anbietet. Solche Veranstaltungen können wertvolle Informationen bieten, sofern sie unabhängig und objektiv ausgelegt sind. Doch eine einseitige Ausrichtung der Angebote könnte die Transparenz und Neutralität beeinträchtigen.

Zusätzlich gibt es zahlreiche Dinge „geschenkt“, wobei sich nicht unwesentlich auf das menschliche Prinzip der Reziprozität verlassen wird. Also, ich tue etwas für dich oder beschenke dich und dafür darf ich erwarten, dass du bei mir Versicherungen später kaufst. Geschenke können sein: Biochemie-Poster, die Haftpflichtversicherung und Bücher.

Fazit: Ein ambivalentes Bild der Versicherungswelt für Ärzte

Die Verzahnung zwischen AXA und dem Marburger Bund zeigt ein komplexes Bild, das mehrere Facetten beleuchtet. Während die vielfältigen Workshops und Seminare informative Plattformen schaffen, dürfen die potenziellen Interessenkonflikte nicht ignoriert werden. Ärzte und Medizinstudenten sollten sich der Risiken bewusst sein und stets eine unabhängige Beratung in Betracht ziehen, um die besten Entscheidungen für ihre Versicherungsbedürfnisse zu treffen.

Die verfügbaren Quellen wie schlemann.de und MeinSternum.de legen nahe, dass trotz der vordergründigen Vorteile der Allianz, eine kritische Überprüfung stets notwendig ist. Dies betont die Wichtigkeit einer unabhängigen und umfassenden Beratung in der komplexen Welt der Versicherungen.

Interessant sind auch recht widersprüchliche Tatsache. Z. B., dass der Marburger Bund im Bereich der Krankenversicherung nicht AXA, sondern die Allianz empfiehlt. Das wiederum läuft dem Interesse der zum AXA Konzern gehörenden DÄF zuwieder. Quelle: https://www.marburger-bund.de/bundesverband/service/versicherungen-finanzen/kooperationspartner

FAQ – häufig gestellte Fragen

Wie viel kostet Marburger Bund Mitgliedschaft?

Die Kosten für eine Mitgliedschaft im Marburger Bund variieren je nach Einkommen und Berufsgruppe. Für Ärzte in Weiterbildung beträgt der Beitrag beispielsweise rund 0,7% des Einkommens. Fachärzte zahlen etwa 1,2% ihres Einkommens. Die genauen Beträge sind abhängig von der individuellen Einkommenshöhe. Zusätzlich zu den Einkommensanteilen können auch Festbeträge anfallen, die ungefähr zwischen 250 und 350 Euro pro Jahr liegen. Die Mitgliedsbeiträge dienen der Finanzierung der gewerkschaftlichen Arbeit des Marburger Bundes, der Interessenvertretung der Ärztinnen und Ärzte sowie der Tarifverhandlungen. Es ist ratsam, sich direkt beim Marburger Bund über die aktuellen Mitgliedsbeiträge zu informieren, da diese sich gegebenenfalls ändern können.

Was bringt mir der Marburger Bund?

Der Marburger Bund bietet Ärzten zahlreiche Vorteile. Als Ärztegewerkschaft setzt er sich für die beruflichen, wirtschaftlichen und sozialen Interessen von Ärzten ein. Mitglieder profitieren von tariflichen Regelungen, die faire Arbeitsbedingungen und angemessene Bezahlung gewährleisten. Zudem bietet der Marburger Bund rechtliche Unterstützung und Beratung bei arbeitsrechtlichen Fragen. Durch seine starke Vertretungskraft verhilft er Ärzten zu einer stärkeren Position in Verhandlungen mit Arbeitgebern. Der Marburger Bund organisiert auch Fortbildungen, Seminare und Kongresse, um Ärzte fachlich weiterzubilden und den Austausch unter Kollegen zu fördern. Darüber hinaus bietet die Mitgliedschaft im Marburger Bund Zugang zu einem breiten Netzwerk von Ärzten und ermöglicht den Austausch von Erfahrungen und Informationen. Insgesamt bietet der Marburger Bund Ärzten eine starke Interessenvertretung, professionelle Unterstützung und die Möglichkeit zur persönlichen Weiterentwicklung.

Wie müssen sich Ärzte versichern?

Ärzte sollten sich umfassend mit einer Berufshaftpflichtversicherung absichern, um finanzielle Verluste durch berufliche Fehler zu vermeiden. Eine Praxisausfallversicherung bietet Schutz für den Fall einer vorübergehenden Praxisschließung aufgrund unvorhergesehener Ereignisse. Des Weiteren ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung für Ärzte ratsam, um bei berufsbedingter Invalidität finanziell abgesichert zu sein. Wichtig ist eine individuelle Absicherung, die auf die spezifischen Bedürfnisse und Risiken im medizinischen Bereich zugeschnitten ist. Ärzte sollten darauf achten, dass ihre Versicherungen angemessen sind und auch arztspezifische Klauseln enthalten, um im Ernstfall optimal geschützt zu sein. Eine umfassende Absicherung schützt nicht nur die persönliche Existenz, sondern auch das Wohl der Patienten, indem sie eine solide finanzielle Basis für den Arzt bietet.

Was macht die Deutsche Ärzteversicherung?

Die Deutsche Ärzteversicherung bietet eine umfassende Absicherung für Mediziner. Sie spezialisiert sich auf Berufshaftpflichtversicherungen, die Ärzte vor finanziellen Verlusten durch Haftungsansprüche schützen. Zudem bietet sie Praxisausfallversicherungen, die im Falle einer vorübergehenden Schließung der Arztpraxis finanziellen Schutz gewähren. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Berufsunfähigkeitsversicherung für Ärzte. Hier betont die Deutsche Ärzteversicherung spezifische Punkte wie die finanzielle Angemessenheit und die Umorganisationsklausel, die besonders für eine ärztliche Niederlassung von Bedeutung sind. Die Deutsche Ärzteversicherung unterstützt Ärzte dabei, sich umfassend gegen berufsspezifische Risiken abzusichern und bietet maßgeschneiderte Versicherungslösungen, die auf die speziellen Anforderungen und Bedürfnisse von Medizinern zugeschnitten sind.