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Modul 4: Mensa Rempartstraße und gemeinsame UB-Besuche
Zugegebenermaßen, in Prüfungszeiten fällt es oftmals sehr schwer, sich Tageshighlights zu schaffen.
Vor dem vierten und letzten Testat des Großen Anatomiescheins wurde mir das mal wieder deutlich vor Augen geführt.
Das Pensum gigantisch, die Zeit irrsinnig knapp. Mal wieder war es so, dass man das Gefühl hatte eine komplett neue Anatomie zu erlernen. Natürlich ist das auch nicht wirklich falsch. Schließlich ist Neuroanatomie eine ganz eigene Sache. Dennoch könnte man es als frustrierend empfinden, dass einem das, was man das bisherige Studium gelernt hat (allein in dem Semester bis dato also der Stoff von drei anatomischen Atlanten!), insofern wenig bringt, als dass die Neuroanatomie einfach sehr umfangreich und speziell ist.
Ich wusste aber auch, dass das Semester nun soweit vorangeschritten war, dass ich nur noch über ein kleines Reservoir an Stressbewältigungsressourcen verfügte.
Also tat ich das, wie mir schien, einzig sinnvolle: Ich schloss meine Gefühle, Zweifel und Ängste weg und konzentrierte mich auf das Wesentliche. Es ist ein Leben nach Backrezept. Das Rezept lautete in meinem Fall: wenn ich jeden Tag einfach früh aufstehe und mein Bestes gebe, dann wird es schon.
Jeden Tag dann da sein, wenn die UB morgens ihre Türen öffnet.
Einfach stur weiter machen. Schließlich war ich lange überzeugt, dass es reichen könnte, wenn man einfach durchhält. Dann könnte sich ja alles von alleine fügen.
Es reihte sich eine Horrorwoche der nächsten an. Praktikas, Termine, Kurse. Wenn dann noch ein Arzttermin dazwischen kam, dann wusste man gar nicht mehr, wie man das in den ohnehin schon vollen Tagesplan integrieren sollte.
Praktikumstage sind Tage, an denen man wohl oder übel das Anatomielernen aussetzen muss, um sich bis 18 Uhr in der Universität aufzuhalten.
Kurz vor dem nächsten Praktikumstermin entschloss sich die UB, ihre Öffnungszeiten zu ändern und eine Stunde früher zu öffnen. Somit stand ich von nun an eine Stunde früher auf.
Als die UB um 7 Uhr öffnete, war ich stets eine der ersten 10, die durch die Tür trat.
Es ist ein merkwürdiges Gefühl, so früh in der Bibliothek zu sein.
Aber auf eine positive Weise. Wenn man den vierten Stock emporsteigt und mit einem die Lichter angehen, dann fühlt man sich doch ein klein wenig, als würde man über die Räumlichkeiten herrschen.
Ein Freund von mir bemängelt meine Tendenz zum Frühaufstehen. ,,Das ist geborgene Energie, weißt du. Du stehst viel zu früh auf, schläfst zu wenig, fühlst dich wie im Rausch. Aber im Laufe des Tages rächt sich das doch, Audrey.”
Tatsache ist aber, Frühaufstehen vermittelt mir ein Gefühl davon, dass ich alles schaffen könnte. Ich stehe mit der Einstellung nicht alleine. Im Laufe des vierten Moduls sollten sich zwei weitere Freunde mit dieser Einstellung anstecken.
Zudem muss ich sagen, dass ich, unabhängig davon, wann ich denn nun aufgestanden bin, so oder so total erledigt bin, wenn ich um 18 Uhr das Universitätsgelände verlasse. Es stellt sich für mich nur die Frage, wieviel ich davor geschafft bekomme. Denn ich weiß auch, dass ich nach einem solchen Tag nicht mehr viel bewältigt bekomme, wenn ich abends meine Wohnung betrete. Wenn dann abends die Selbstzweifel kommen, weil man nicht annähernd das erreicht hat, was man sich vorgenommen hat, dann verdrängt man diese Gedanken wieder und packt sich stattdessen den Rucksack für den nächsten Tag. Dann kann man wieder sein Bestes geben, tröstet man sich. Dann kann man wieder dabei sein, wenn die Lichter der UB an gehen.
Es ist wahrlich keine Zeit, die von Vielfalt und Abwechslung geprägt ist. Es ist ein Funktionieren. Angetrieben, entweder von Versagensängsten oder von Erfolgsdrang, je nachdem, wie man gepolt ist. Und natürlich das ungeheure Pensum der Testate. Das motiviert immer.
Aber nur weil es schwer ist, sich in einer solchen Zeit Tageshighlights zu schaffen, heißt es nicht, dass es nicht möglich ist.
Mal wieder bleibt mir nur eins zu sagen: mit den richtigen Menschen geht’s. Es sind die Menschen, die einen bei Laune halten, auch wenn der Kaffeeautomat der UB mal wieder ,,Außer Betrieb” ist.
Menschen, die einem zum Lachen bringen. Menschen, die einem die Schulter drücken, wenn doch einmal Selbstzweifel aufkommen sollten. Menschen, denen man müde zulächelt, wenn sie einen fragen, ob man ,,morgen früh wieder am Start” sei.
Sie verstehen einen. Verstehen, wenn man gerade nicht die Energie hat, großartig sozial zu sein. Denn es geht ihnen genauso. Und es geht auch andersrum: es beschert auch ein gutes Gefühl, wenn man weiß, dass man für die anderen da sein kann.
Es kam vor, dass ich es nicht einmal geschafft habe, den vierten Stock zu betreten und am Wasserhahn meine Flasche aufzufüllen, ohne bereits zwei aufmunternde Gespräche geführt zu haben. Wir sind füreinander da. Ich habe dieses Semester ein Verständnis dafür entwickelt, weshalb uns Studierende anderer Studiengänge stets unterstellen, doch sehr ,,unter uns” zu sein.
Aber zurück zu den Tageshighlights.
Eine Sache die gemeinsam besonders viel Spaß macht: mittags in die Mensa gehen. Zugegebenermaßen, es ist etwas, dass ich nur machen kann, wenn ich mittags nicht wieder in der Universität erscheinen muss.
Dennoch, zur Zeit des vierten Moduls habe ich die Mensa der Rempartstraße voll für mich entdeckt.
Entsetzt haben meine Kommilitonen und Studienfreunde reagiert, als ich zugab, vor diesem Semester noch nie dort gegessen zu haben. Tja, besser im zweiten Studienjahr, als gar nicht!
Also einmal vorgestellt: die Mensa in der Rempartstraße.
Die Mensa ist mehr als beliebt. Jährlich werden hier rund 2,1 Millionen Tellergerichte verkauft!
.Die Lage:
Die Mensa befindet sich in der Innenstadt, direkt neben der UB und dem Universitätsgelände (KG-Hörsäle), in der Rempartstraße 18. Man kann vom vierten Stock der UB aus nicht nur die Mensa sehen, sondern auch, ob sich davor bereits eine (lange) Schlange gebildet hat. So treffen wir gelegentlich die Entscheidung, wann es am sinnvollsten ist, dorthin zu gehen.
Ich muss tatsächlich zugeben, dass ich noch nicht sehr geübt darin bin, die optimale Uhrzeit auszuwählen, um möglichst wenig anstehen zu müssen. Doch im Grunde muss man sich von der Schlange sowieso nicht einschüchtern lassen, da sich diese in der Regel rasch verflüchtigt. Länger als fünf Minuten mussten wir noch nie warten.
.Das Gebäude
Die Mensa kann ein bisschen verwirrend sein, wenn man das erste Mal da ist. Doch das Prinzip der Essensausgabe ist simpel: je nachdem, für welches Menü man sich entschieden hat, folgt man einer gewissen Schlange. Wenn man das Tagesgericht möchte, dann muss man erst in das erste Obergeschoss, also irgendeiner Treppe dorthin folgen, und dann in einen separaten Gebäudeteil. Das Buffet ist noch ein Stockwerk höher. Dafür muss man einer von zwei kleinen Wendeltreppen folgen.
Auf den verschiedenen Etagen gibt es jeweils reichlich Sitzmöglichkeiten. Die besten bekommt man, wenn man sehr früh (also etwa genau um 12 Uhr) oder eher später (14 Uhr herum) da ist.
Einige Leute sitzen lieber draußen im Mensagarten, wo es zwar schön ist, was für mich aber nur bei wärmeren Temperaturen in Frage kommt.
Vorteil, wenn man am Fenster sitzt: schöner Ausblick in den Garten und die warme Heizung an den Beinen.
Vorteil, wenn man ganz oben sitzt: man kann wunderbar die anderen Studenten beobachten.
Denn es gilt: Da die Mensa durchaus der ,,Place to be” ist, sieht man dort auch die skurrilsten Menschen.
Wichtig ist hierbei, dass man, sollte man sich gegenseitig auf besagte Menschen aufmerksam machen, doch möglichst medizinische Geheimsprache verwendet.
,,Auf halb drei ventrolateral von dir, einmal unauffällig schauen bitte.”
.Das Menü
Das Menü lässt sich problemlos online einsehen. Siehe: Freiburg – Studierendenwerk Freiburg-Schwarzwald (swfr.de)
Es ist aufgeteilt in ,,Essen 1”, ,,Essen 2”, ,,Essen 3”, ,,Tagesgericht” und ,,Buffet”.
Auf dem Speiseplan erkennt man das vegetarische (grün) und das vegane (gelb) Gericht an der Farbe.
.Die Preise
Für Studierende kostet das Tagesgericht in der Regel 2,65 EUR, Essen 1/2/3 2,95 EUR und das Wochenangebot 3,30 EUR. Allerdings zahlt man bei den nicht-vegetarischen bzw. nicht-veganen Gerichten oftmals einen kleinen Aufpreis, da sich die Mensa stets um ,,nachhaltigen Fischfang” und Bio-Fleisch bemüht.
Was mich zu meinem nächsten Punkt bringt:
.Nachhaltigkeit
Wie es sich für eine Mensa in der GreenCity gehört ist man erpicht darauf, auf folgende Aspekte zu achten:
- Saisonalität und Regionalität, z.B. Bezug der Kartoffeln von lokalen Bauern des Kaiserstuhls und aus dem Markgräflerland. Das frische Rind- und Schweinefleisch wird ausschließlich aus Baden-Württemberg und Bayern, das Geflügelfleisch aus dem Elsass bezogen.
- Biologischen Anbau, z.B. Bezug von Bio-Haferdrink und Milchprodukten von der regionalen Schwarzwaldmilch.
- Vermehrter Einsatz von Fairtrade-Produkten, insbesondere bei Kaffee, Schokolade und Getränken.
- Frische und Qualität, z.B. Täglicher Bezug frischer Backware von Bäckern vor Ort.
- Support von Initiativen wie der ,,Huhn und Hahn Baden-Württemberg”, die sich gegen das Kükentöten in der Legehennenhaltung einsetzt.
- Vermeidung von Food Waste und Reduzierung von Verpackungsmüll, z.B. indem man anbietet das Essen in eine TO GO-Glasbox oder selbst-mitgebrachte Mehrweg-Boxen zu füllen.
Zu guter Letzt befindet sich die Mensa in regelmäßigem Austausch mit der Nachhaltigen Mensa AG, die sich dafür einsetzt mehr regionales und saisonales Essen, sowie pflanzliche Alternativen anzubieten.
Mehr Infos für Interessierte unter:
https://www.swfr.de/essen-trinken/einblicke/qualitaetsicherung
Nachhaltigkeit – Studierendenwerk Freiburg-Schwarzwald (swfr.de)
.Geschmack
Die meisten meiner Freunde, mir inklusive, greifen zu vegetarischen bzw. veganen Gerichten. Dementsprechend kann ich wenig über die Fisch- bzw. Fleischgerichte sagen.
Was ich jedoch sagen kann ist, dass die Mensa ihren Beliebtheitsgrad durchaus verdient hat. Das Essen ist immer sehr lecker. Was ich besonders mag: durch die Mensa bekomme ich die Möglichkeit, Sachen auszuprobieren, die ich mir sonst vermutlich nicht gekocht hätte. Wer also seinen Horizont ernährungstechnisch erweitern und nicht den Standart-Nudel-Studenten abgeben möchte, ist hier sicher nicht schlecht aufgehoben.
Was mich besonders überrascht hat: Die Mensa schafft es aus einem simplen Pommes-Gericht etwas Exotisches zu machen. Die dicken Fritten haben unter den Studenten einen besonders guten Ruf.
.Hygieneregeln
Derzeit gilt auch in den Freiburger Mensen und Cafeterien des Studentenwerks (FFP2-) Maskengebot und Einlass nur mit gültigem Impfnachweis. In der Regel bekommt man bei Vorzeigen des Impfnachweises einen kleinen Studentenwerk-Sticker auf die Studienkarte geklebt. Am Platz darf man selbstverständlich die Maske abnehmen. Wie immer an großen Versammlungsräumen gilt: möglichst viel Abstand halten ist alles andere als verkehrt!
Außerdem eine kleine Insider-Empfehlung für jeden, der sich gerne eine unterhaltsame Bewertung des Mensaessens und Kommentare der Extraklasse geben möchte: der Instagramaccount mensamomente.freiburg.
Also auf geht’s! Ausprobieren und selbst entscheiden, ob der Mensabesuch das Potential hat, ein kleines Tageshighlight zu sein.
Autorin:
Audrey
Coucou, mein Name ist Audrey und ich bin eine aufgeweckte Medizinstudentin aus Freiburg!
Derzeit befinde ich mich ich im vierten Fachsemester Humanmedizin der Albert-Ludwigs-Universität. Ich bin unternehmungslustig, neugierig und nehme mich selbst meistens nicht allzu ernst. Hier schreibe ich ehrlich und ungeschönt über das Medizinstudium, das Studentenleben und so manches anderes.
Mach dir doch einfach dein eigenes Bild. Bis dann!
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